Initiative Frühe Kindheit
Wir freuen uns, Sie auf unserer Website begrüßen zu dürfen!
Die Initiative Frühe Kindheit möchte darüber aufklären, wie wichtig für die ganz kleinen Kinder eine sichere Mutter-Kind-Bindung für gutes Gedeihen und für eine sogenannte "Grundgesundheit" ist.
Wir wollen Ihnen zeigen, wie man von der Schwangerschaft an, über die Art der Geburt, über das Stillen, den Babyschlaf sowie Körperkontakt zu solch einer sicheren Mutter-Kind-Bindung und später zur sicheren Vater-Kind-Bindung kommt. Dabei sollen Sie Stolpersteine kennen und umgehen lernen, die zum Beispiel in Form von Trennungen vom Kleinstkind auf Sie zukommen könnten.
Die Initiative Frühe Kindheit kann Ihnen helfen, die Kommunikation mit Ihrem Kind so zu erlernen, dass es Ihnen im Allgemeinen freiwillig folgt und sich so familiäre Konflikte auf einem gesunden Weg vermeiden lassen.
Auf diese Weise wird Ihr Kind sich ständig für Neues interessieren, gut mit anderen Kindern und Ihnen kooperieren und sich lern- und liebesfähig, glücklich und intelligent unter Ausnutzung seiner angeborenen Ressourcen entwickeln können.
Entwicklungskrisen im Angesicht der Katastrophe
Auswirkungen der gegenwärtigen existenziellen Bedrohungen durch Pandemie,
Krieg und Klimakatastrophe auf die frühe Entwicklung und Beziehung von Babys,
Kleinkindern und ihren Eltern
Von Susanne Hommel
weiterlesen oder zum download als pdf
Frau Ehry-Gissel
https://bindungsorientierte-elternberatung.de/bindung
hier zur Broschüre (pdf)
Neue Forschung zu Co-sleeping und Stillerfolg in Australien
Forscherinnen aus Victoria, Australien, untersuchten den Zusammenhang zwischen räumlicher Nähe des Kindes zur Mutter während des Schlafens und dem Stillerfolg. Von den insgesamt 174 Teilnehmerinnen dieser Studie teilten sich im Alter von 0–1 Monat 33 Prozent der Teilnehmerinnen das Bett und das Zimmer mit ihrem Kind, mit 6–12 Mona-ten waren es sogar 58 Prozent. Diese Säuglinge hatten mit sechs Monaten eine 4,8-fache höhere Chance, ausschließlich gestillt zu werden, und hatten insgesamt eine signifikant längere Stilldauer gegenüber den Säuglingen, die nicht Raum und Bett mit ihren Müttern teilten. Die Wissenschaftlerinnen wollen diese Erkenntnisse in den Diskurs über das Stillen und die Schlafgestaltung von Säuglingen einbringen, begleitet von evidenzbasierten Ratschlägen zum sicheren Schlafen und zur Förderung des Stillens
Bailey C et al. Breastfeeding Duration and Infant Sleep Location in a Cohort of Volunteer Breastfeeding Coun-selors. J Hum Lact 2020;36:354–64. PMID 31237801Abstract unter:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31237801
Katia Saalfrank zum Film Elternschule.
Ausstrahlung am 03.07.2019 um 22.45 Uhr in der ARD.
Katia Saalfrank: Ich weiß, der Text ist wahnsinnig lang. Dennoch bitte ich euch, ihn vollständig zu lesen. Es ist mir wichtig! DANKE.
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Vor einiger Zeit (im Herbst 2018), als der Film "Die Elternschule" in die Kinos kam, habe ich hier auf dieser Seite immer wieder Teile eines Schriftwechsels mit einem betroffenen Kind (heute erwachsen) veröffentlicht. H.M. und ich sind weiterhin in Kontakt und die weiteren Entwicklungen in dieser Sache, die nun in der Ausstrahlung am 3.7. bei einem öffentlich rechtlichen Sender gipfeln, führen zu einer starken psychischen und physischen Belastung für dieses damals betroffene Kind. Das Schlimmste ist (so haben wir immer wieder ausgetauscht und sortiert):
Nicht gehört zu werden! Und mit seinen Anliegen, Verletzungen, vielen starken Gefühlen von Ohnmacht und Ängsten alleine zu bleiben und/oder auch noch das Gefühl zu haben: ich bin selbst schuld, weil ich falsch bin. Ich bin nicht richtig, so wie ich bin. Wie fatal!
H.M. hat einen Brief an den entsprechenden Sender geschrieben. Er wurde nicht abgeschickt. Es scheint die Kraft und der Mut ausschließlich für das Verfassen vorhanden gewesen zu sein. H.M. hat mir jedoch die bewegenden Zeilen geschickt und mir die Erlaubnis gegeben, ihn in Teilen online zu stellen. Meine Idee dabei ist, dass so die Stimme von H.M. gehört und vielleicht auch durch euch alle hier noch lauter werden und sie als Person auch in ihrem Anliegen (wenn damals nicht, dann) heute gesehen und sogar (vielleicht von einigen von euch) verstanden wird. Es wäre also wundervoll, wenn ihr helfen könntet, die Stimme von H.M. laut werden zu lassen.
H.M., ich schäme mich, für dass das, was dir passiert ist. Damals und auch dafür, dass es heute nach wie vor möglich ist und weiteren Kindern passiert. Obwohl wir es heute viel, viel besser wissen! Es schmerzt mich unendlich, dich und die vielen Anderen von damals und heute so zu sehen - und es tut mir leid, dass du so wenig Gehör findest. Was ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft!
H.M. Du bist nicht alleine! Du bist nicht verantwortlich für das, was dir geschehen ist. Ganz viele Menschen sehen dich in diesem Unrecht, was dir geschehen ist und deinen Verletzungen und hören (und lesen) heute deine Worte und wir werden sie weiterverbreiten. Sie haben Bedeutung. Danke für Deinen Mut ❤️ und auch dein Vertrauen und hier deine Worte:
Betrifft: Ausstrahlung des Films "Die Elternschule"
Sehr geehrte Damen und Herren der ARD Das Erste,
als ehemalige Patientin wende mich anlässlich der bevorstehenden Ausstrahlung (am 03.07.2019) des Films "Elternschule" im Namen der sich betroffen fühlenden "Kinder" an Sie.
Es geht mir hierbei nicht um eine Filmkritik oder die Erwartung, die Ausstrahlung verhindern zu können. Es geht mir darum zu vermitteln, welche Bedeutung und Auswirkung die wiederkehrende Konfrontation mit dem im Film gezeigten Prozedere und die dadurch entstehenden Diskussionen durch Medien für die betroffenen Kinder von heute und damals haben können.
Und mir geht es auch darum, die Stimme für all die zu erheben, die unter dem Film und der Klinik gelitten haben, aber aufgrund von gesellschaftlichen Haltungen und Überzeugungen nicht gehört werden - bis heute. Denn die im Film gezeigten Kinder von "heute" sind kaum alt genug um eine nachhaltige Genesung verzeichnen zu können und die Kinder von "damals" wurden offensichtlich nicht gefragt, wie es Ihnen heute geht.
Obwohl es viel Energie kostet und ich beim Schreiben dieser Zeilen zittere, wage ich es, auch auf die Gefahr hin, dass sich das "Nicht-Gehört-Werden" wiederholt, diese Nachricht zu verfassen.
Meine "Behandlung" liegt mittlerweile 25 Jahre zurück. Trotz des jungen Alters, welches ich damals hatte (ich war 4 Jahre alt) erinnere ich mich an sehr viel und vor allem an das Leid, welches nicht zuletzt durch die Behandlung entstand. Ich habe mich von der Behandlung nie vollständig erholt.
Neben einer dauerhaften strengen Diät, nahm ich an allen Therapien teil, die auch im Film gezeigt werden. Der einzige Unterschied ist, dass diese damals noch "brutaler" gestaltet waren. Meinem Körper ging es augenscheinlich besser, aber meine Seele war kaputt.
"Gehört" hat mich in der Klinik niemand. Im wahrsten Sinne des Wortes hat einen niemand "gehört". Ignoranz und alleine gelassen zu werden ist genauso schlimm, wie körperliche Züchtigung oder Geschrei... Wobei körperliche Untersuchungen an Kindern ohne die Anwesenheit einer Bezugsperson schon "Strafe" genug sein können. Durch meine Eltern wurde die Behandlung zu Hause so gut es ging weiter umgesetzt. Autogenes Training empfand ich über Jahre mehr als Bestrafung als Wohltat. Denn: Entspannen kann ich mich bis heute kaum.
Vor der Klinik war ich ein wildes, willensstarkes u. lebensfrohes Kind, danach war ich matt und gehemmt.
Das Gefühl, dass ich für alle Erwachsenen zu viel, zu anstrengend und zu fordernd bin, hat sich durch mein Leben gezogen und behindert mich durch ein geringes Selbstbewusstsein bis heute im Alltag. In Verbindung mit diesem Gefühl und einem geringen Selbstwert wurde ich mit 14 Jahren magersüchtig. Das Essen, was über Jahre von außen kontrolliert wurde, konnte ich schließlich endlich selber kontrollieren. Mit 21 Jahren fühlte ich mich wiederkehrend nur noch als Belastung für mein Umfeld und wollte mich umbringen. Bis heute leide ich an Depressionen.
Die Zeit in der Klinik verdrängte ich so gut es ging. Zwischendurch hatte ich bei den Erinnerungen an die Zeit dort Zweifel an der Richtigkeit der Behandlung. Aber wer stellt schon Ärzte oder gleich eine ganze Klinik in Frage?
Als dann Ausschnitte des Kinofilms im Herbst letzten Jahres in den Medien gezeigt und diskutiert wurden, riss es mir den Boden unter den Füßen weg. Nachdem ich zunächst erstarrt gewesen war, begann ich mich in den schreienden Kindern selber wieder zu sehen. Überall holte es einen im Alltag ein. Hinzu kamen die Diskussionen in den Medien und sozialen Netzwerken.
Beim Hören der Stimmen, die sich gegen die Behandlung aussprachen, fühlte ich mich zum ersten Mal gehört und nach all den Jahren nicht alleine.
Die abschließende Tatsache aber, dass die Klinik doch wieder ihre Rechtfertigung, nicht zuletzt durch Einstellung des Strafverfahrens, fand und der Film zur Krönung auch noch für alle im Fernsehen zu sehen sein sollte, ist fast genauso erniedrigend, wie die Ansicht der Kinder im Film.
Ich schämte mich für den Menschen, der ich bin und hatte erneut eine schwere Zeit.
(..) Ich gehe nicht davon aus, durch diese Nachricht wirklich etwas bewirken zu können, aber ich möchte zumindest zum Nach- und Umdenken anregen. Die Frage ist doch, in was für einer Gesellschaft wir leben möchten.
(...) selbst wenn es der Klinik heute gelingt ihre Behandlung zu rechtfertigen, kann diese nicht losgelöst vom Behandlungsbeginn vor 30 Jahren gesehen werden und all den Kindern, die darunter haben leiden müssen. Der Zusammenhang bleibt bestehen, weil sich das eine aus dem anderen entwickelt hat und (aus meiner Sicht) die Behandlung heute nicht weniger schädlich für die psychische Entwicklung sein wird als die vor 30 Jahren.
Denn der Grundgedanke hat sich nicht geändert.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
H.M.
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Unsicheres Bindungsverhalten wird oft als ätiologischer Faktor psychischer Störungen angesehen - siehe folgende Quellen:
Bowlby J: Attachment and Loss, Attachment, Vol 1. London: Hogath 1969.
Zimmermann P: Von Bindungserfahrungen zur individuellen Emotionsregulation:
Das entwicklungspsychopathologische Konzept der Bindungstheorie.
In B. Staruß, A. Buchheim & H. Kächele (Hrsg): Klinische Bindungsformen 2002. Stuttgart: Schattauer: 147–61.
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Internetsucht und pathologischer Umgang mit Medien, wie z.B. Smartphones, ist nur im Zusammenhang mit bestehenden oder fehlenden Bindungspersonen bzw. unsicherem Bindungsmuster zu sehen
(Eichenberg C, Schott M, Decker O, Sindelar B: Attachment style and Internet addiction.
Journal of Medical Internet Research 2017; m19(5): e170):
Med Internet Res. 2017 May 17;19(5):e170. doi: 10.2196/jmir.6694.
Attachment Style and Internet Addiction: An Online Survey.
Eichenberg C(1), Schott M(1), Decker O(2), Sindelar B(1).
Author information:
(1)Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, Vienna, Austria.
(2)Universtität Leipzig, Leipzig, Germany.
BACKGROUND: One of the clinically relevant problems of Internet use is the
phenomenon of Internet addiction. Considering the fact that there is ample
evidence for the relationship between attachment style and substance abuse, it
stands to reason that attachment theory can also make an important contribution
to the understanding of the pathogenesis of Internet addiction.
OBJECTIVE: The aim of this study was to examine people's tendency toward
pathological Internet usage in relation to their attachment style.
METHODS: An online survey was conducted. Sociodemographic data, attachment style
(Bielefeld questionnaire partnership expectations), symptoms of Internet
addiction (scale for online addiction for adults), used Web-based services, and
online relationship motives (Cyber Relationship Motive Scale, CRMS-D) were
assessed. In order to confirm the findings, a study using the Rorschach test was
also conducted.
RESULTS: In total, 245 subjects were recruited. Participants with insecure
attachment style showed a higher tendency to pathological Internet usage compared
with securely attached participants. An ambivalent attachment style was
particularly associated with pathological Internet usage. Escapist and
social-compensatory motives played an important role for insecurely attached
subjects. However, there were no significant effects with respect to Web-based
services and apps used. Results of the analysis of the Rorschach protocol with 16
subjects corroborated these results. Users with pathological Internet use
frequently showed signs of infantile relationship structures in the context of
social groups. This refers to the results of the Web-based survey, in which
interpersonal relationships were the result of an insecure attachment style.
CONCLUSIONS: Pathological Internet use was a function of insecure attachment and
limited interpersonal relationships.
©Christiane Eichenberg, Markus Schott, Oliver Decker, Brigitte Sindelar.
Originally published in the Journal of Medical Internet Research(http://www.jmir.org), 17.05.2017.
Angst, das Baby zu verwöhnen
Scheinbar vergessen ist, dass es Jahr(hundert)tausende von Jahren lang überhaupt kein Streitthema war: Wenn Mutter sich liebevoll um die Bedürfnisse ihres Babys kümmerte und auf seine Signale achtete und prompt, z.B. mit "Still-Machen" = Stillen reagierte, störte das damals noch kaum jemanden. Trotzdem war es anstrengend und zeitaufwendig, aber die Mutter bekam in größeren Familien auch eher noch Unterstützung und war in der Regel nicht allein in einer kleinen Wohnung.
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Seit dem 20. Jahrhundert kämpfen Mütter in der westlichen Zivilisation gegeneinander und übertreffen sich mit gegensätzlichen Thesen. Die Gesellschaft zieht mit in den Kampf und spaltet sich in zwei Lager. Die einen treten vermeintlich für Mütter ein, die anderen für das Wohlergehen des Kindes.
Als infolge der Industrialisierung immer mehr Mütter außer Haus arbeiten gingen oder in schweren Zeiten nebenher in Haus, Hof und Heimarbeit tätig waren, Tragehilfen aus der Mode kamen, weil sich eine Kinderwagenindustrie entwickelte, wurden ihre Nöte und Überforderung größer und damit die Versuchung, das Weinen des Kindes zumindest eine Weile zu ignorieren und das Verlassenheits -Weinen nicht mehr als solches zu interpretieren. Das schlechte Gewissen wurde immer mehr durch Rationalisierungen betäubt, was schließlich darin gipfelte, Schreien sei gut für die Lungen - die These des Nazi-Ärztin Haarer. Und von da an begann man das Kind als kleinen Tyrannen zu betrachten und den Kampf gegen seine Bedürfnisse zu führen. Das "Sich- Verweigern" wurde rationalisiert. Seine Bedürfnisse sofort zu befriedigen, würde ihn verweichlichen. Harte Männer wurden in der Nazi-Zeit gebraucht, die sich in Wahrheit als geschwächte Untertanen eines perfiden Führers und des damit zusammenhängenden Konzernsystems missbrauchen ließen.
Diese Medienpropaganda blieb sowohl bis in die DDR als auch bis in den heutigen Neoliberalismus -wieder neu entflammt als Maschinerie der Fremdbetreuungsideologie - bestehen. Weinen und Traurigkeit dieser kleinen Hilflosen, die das Wiederkommen der Mütter kognitiv überhaupt noch nicht zeitlich antizipieren können, muss man heute noch stärker verdrängen.
Ja, es tut sehr weh, sich den Kummer der Jüngsten zu vergegenwärtigen, rührt dieser doch an den eigenen Kummer vieler Mütter, auf deren Schreien eben auch schon nicht reagiert wurde, als sie im Alter ihres Kindes waren. Dies bezeichnen Traumapsychotherapeuten als "triggern". Das wollen sehr viele Eltern vermeiden, sie wollen selbst nie wieder so schwach und hilflos werden, wie damals, als sie sich nicht wehren konnten. Sie stehen kurz davor, mitzuweinen, können nicht trösten, da sie sich in solch einem Moment nicht mehr erwachsen fühlen. Als Gegenwehr gegen diese starken Gefühle entsteht unbewusst der Mechanismus des Rationalisierens, dass das Kind nur "seinen Willen durchsetzen" oder "die Eltern austesten" will. Und danach kommt die Wut auf das Kind. Diese wiederum erzeugt Schuldgefühle, dann ein Wertlosigkeitsgefühl, das eigene Kind nicht richtig lieben zu können. Damit sind wir heute am erschreckend häufigen Problem der postpartalen Störungen mit den zunehmenden Ängsten und Depressionen nach der Geburt angekommen. In Wahrheit ist es eine tief sitzende Angst vor Abhängigkeit, die damals ein Gefühl des "Ausgeliefert-Seins" in der eigenen Kindheit gewesen war: in einer biologisch bedingten Abhängigkeit und Unreife angewiesen auf liebevolle Betreuung gewesen zu sein, diese jedoch nicht bekommen zu haben, statt dessen aber ausgeliefert an Ängste und Einsamkeit.
Das Babyschreien kündigt eine Wiederholung dieser Abhängigkeit an und muss deshalb abgewehrt werden.
Ich möchte nun darauf verweisen, das sich fast parallel mit den Anti-Baby-Theorien in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Bindungswissenschaft entwickelte, die gleichsam als Mahner anthropologischer Wahrheiten und genetischer Gegebenheiten der menschlichen Entwicklung die Lehre von der sicheren Mutter-Kind-Bindung wissenschaftlich begründete und damit evolutionäre und artgerechte Weisheiten zementierte.
Die Lösung für heute? Positive Abhängigkeit bringt Freude am Körperkontakt mit dem Baby im Tragetuch und an der Brust, was tatsächlich unabhängig macht! Dass ist nun das nächste Thema! Schauen Sie sich einmal die komplexen Bindungsfaktoren auf dem Weg in eine sichere Mutter-Kind-Bindung ohne größere Probleme bei Eltern und Kind an - unter der Rubrik Bindung.
Antje Kräuter
Ärztezeitung online 31.10.2018:
Umstrittene Doku über Erziehung „Elternschule“ beschäftigt Justiz:
Kinder schreien 14 Stunden am Tag oder essen nur Fastfood: Eine Gelsenkirchener Klinik bietet Hilfe an – die umstrittenen Methoden sind im Kinofilm „Elternschule“ zu sehen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.
3. Juli, ARD, 22.45 Uhr
Im Film wird dargestellt, dass sich die Behandler das Ziel setzen, den gestressten und überlasteten Eltern zu helfen, indem die Kinder ihre Essprobleme aufgeben und durchschlafen lernen. Der Psychologe geht dabei davon aus, dass Kinder generell ihren eigenen Willen haben und schon als Säuglinge durchsetzen wollen. Sie seien nicht dumm und wüsten schon, wie sie die Eltern dazu bringen, ihnen alle Wünsche zu erfüllen. Diese Prämisse erinnert an die Theorien der Lungeärztin Haarer aus den Dreißiger Jahren, dass sich die Eltern, wenn sie dem nachgeben, Tyrannen erziehen würden und sie deshalb hart reagieren müssten. Jegliche Zuwendung zu den Babys außerhalb der Fütterzeiten wurde als Verwöhnen von ihr bezeichnet. Dies unterstellt auch die Klinik - im Film sichtbar- den Eltern.
Im Zuge der letzten 60 Jahre Bindungsforschung und der letzten 20 Jahre Forschungen auf dem Gebiet der Neurobiologie sowie unter Beachtung der Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie sind Kleinkinder jedoch ganz auf die Unterstützung ihrer Hauptbezugspersonen in den ersten Jahren angewiesen, um sich in der Welt sicher zu fühlen und auch ein gesundes Selbstwertgefühl (ich bin wichtig) zu erlernen. Nur dadurch wachsen sie psychisch und körperlich störungsfrei heran. Sie können sich somit nicht absichtlich gegen die Interessen ihrer Eltern wenden, denn damit würden sie sich selbst gefährden. Ihre angeborenen Erwartungen an die Eltern in der ersten Zeit beziehen sich auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisse nach Sicherheit durch Nähe und Körperkontakt, v.a. nachts. Kleinstkinder wachen ganz natürlich mehrmals in der Nacht auf,um nachzuschauen, ob sie nicht verlassen worden sind. Wenn sie allein schlafen müssen, werden sie stark verunsichert und klammern immer mehr. Somit kann man solche angeborenen Bedürfnisse nicht ignorieren, und darf niemals ihr Sicherheitsbedürfnis in der Weise erschüttern, dass man sie allein läßt.
Dass die Klinik jedoch bewusst einen den Kindern angedichteten Willen (Kinder hören nicht freiwillig, sagt der Psychologe) brechen will und wie dort gesagt wurde, die Kinder an das Ertragen von Kontrollverlust gewöhnen möchte, ist kontraindiziert und in höchstem Maß schädlich. Sicher gebundene Kinder folgen nämlich ihren Eltern freiwillig. Diesen im Film gezeigten wohl eher unsicher gebundenen Kindern muss über die Verbesserung der Interaktion mit ihren Eltern geholfen werden mit dem Ziel eines feinfühligeren Umganges. Dazu gehört, dass sich Eltern und Therapeuten fragen, warum das Kind so reagiert und welche zugrunde liegenden Belastungen aus den ersten Lebensmonaten seine Ängste in der Dunkelheit und seinen Ekel vor bestimmten Speisen hervorgerufen haben. Schlafen lernen müssen Kleinkinder nicht erst, eigentlich können sie es. Man muss nur die Bedingungen schaffen, unter denen sie angstrei einschlafen können. So lange, bis dann eine wirkliche Autonomieentwicklung ab ca. 3 Jahren, einsetzt, u.U. bei diesen Kindern dann sogar noch später.
Antje Kräuter